Was aber ist nun dieses Angampora aus Sri Lanka?
Es handelt sich um die vielleicht älteste Kampfkunst der Welt, glaubt man der offiziellen Website: "Unsere Kampfkunst reicht, historisch belegbar, 33.000 Jahre zurück." Dafür gibt es leider keine Belege, auch zwei oft zitierte Sanskritquellen lassen sich in keiner Bibliothek finden, aber sicher ist Sri Lanka schon sehr lange menschlich besiedelt. Eindeutige Bildnachweise gibt es aber für das 14. Jahrhundert. Die sogenannten Singhalesen - indoarische Einwanderer - sind nachweislich um ca. 500 v.u.Z. eingewandert und es ist anzunehmen, dass sie eine Kampfkunst mitgenommen haben, die sich, zusammen mit den Techniken der Ureinwohner, den Vedda, zum Angampora entwickelt hat.
Viele Dinge sind interessant an dieser Kampfkunst. Ein großer Unterschied zu allen mir bekannten Traditionen ist, dass Mann und Frau bei der Ausübung komplett gleichgestellt sind und waren. Für bekannte Systeme mit Historie wie z.B. Pankration, Kung Fu, Karate oder Muay Thai trifft das historisch ja nicht zu.
Wie viele asiatische Systeme wirkt Angampora stark ritualisiert und zeigt auch ausgeprägte, spirituelle, vom Buddhismus geprägte Seiten. Auszubildende durchlaufen einen langwierigen Test auf Charakter und Temperament, um zu gewährleisten, dass die Kenntnisse nicht zum individuellen Vorteil genutzt werden. Wie Großmeister Ajantha Mahantharachchi es ausdrückt: "Nicht jeder kann Angampura lernen. Sein Horoskop muss interpretiert werden. Das ist bedeutsam und zeigt uns die Erlebnisse jedes Individuum in den vorigen Leben. Wir müssen auch in Erfahrung bringen, wie die allgemeine Lebenserwartung jeder Person ist und ob sie die Eigenschaften eines Kriegers hat."
Angam ist die Kampfkunst ohne Waffen und teilt sich in Gataputta, was man modern Submission-Wrestling nennen könnte (wie unser Luta Livre z.B.) und Pora Haramba, ins moderne Westliche schlecht als "Kickboxen" übersetzt.
Illangam bezieht Waffen mit ein. Gelehrt wir der Umgang mit Schild, Speer, Stock, Lang- und Kurzschwert und dem typischen Ethunu Kaduwa, bestehend aus fünf beidseitig geschärften Metallbändern. Insgesamt gibt es 64 verschiedene Waffentypen und alleine 32 verschiedene Schwerter.
Nilangam verwendet geheime Akupressurpunkte. Das mag für den heutigen Westler nach Wellness-Urlaub klingen. Legendäre Kämpfer können damit aber Schmerzen bereiten, lähmen, den Gegner Blut erbrechen lassen oder sofortige Inkontinenz herbeiführen. Und natürlich stante pede töten. Oder heilen.
Maya Angam benutzt magische Sprüche, Verzauberungen, Gesänge und Verfluchungen, um den Gegner kampfunfähig zu machen, zu schwächen oder zu töten.
Noch ist diese Ausformung der Kampfkunst aber ein Exot und es ist bislang recht schwierig, an Material zu kommen. Ich bin auf die zukünftige Entwicklung sehr gespannt und hoffe, bald mehr von dieser alten, respektablen Kunst zu hören.
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